Zaubern am Tisch
Zaubern am Tisch – Eine ungewöhnliche Kunstform
Zaubern am Tisch ist eine komische Sache. Oft treten Zauberer bei Firmenveranstaltung in der Gastronomie auf. Meist geschieht das Folgende in einem Restaurant oder einer Bar. In der einen Sekunde isst man noch, trinkt einen Cocktail oder befindet sich in einem guten Gespräch. Und plötzlich steht da ein Zauberkünstler und bittet einen, eine Spielkarte zu ziehen. Man ist nicht darauf vorbereitet. Wird komplett überrannt. Ist der Künstler jedoch überzeugend, oder sehr charismatisch, lässt man sich darauf ein. Plötzlich tut sich eine neue Welt auf. Eine Art magische Bühnenshow geschieht im Kleinen. Das Zaubern am Tisch ermöglicht sonst weit entfernte Wunder ganz nah dran zu erleben.
Der Tischzauberer – eine Stufe über dem Rosenverkäufer?
Man muss es schon zugeben. Prestigeträchtig wirkt es nicht, wenn man im Endeffekt gebeten wird, seine Zeit blind einem Fremden zu opfern. Eine ungewöhnliche Situation. Geht man zu einem Konzert, biedern sich die Musiker ja auch nicht an. Man hat sich aber bewusst für dieses Konzert entschieden. Bei einem Tischzauberer in einem Restaurant, sieht das anders aus. Die große Kunst des Zauberkünstlers liegt darin, sich ein aufmerksames und offenes Publikum spontan am Tisch zu schaffen. Die Leute fast schon zu verführen.
Und das ist natürlich nicht immer leicht. Man konkurriert mit dem Service. Mit anderen Gästen und mit der Musik. Mit Handys die klingeln und Nachrichten senden. Mit Instagram und jeder Menge weiterer Ablenkungen. Trotzdem bringt nimmt ein guter Künstler sein Publikum an der Hand und zieht es sanft in Die Welt der Magie.
Gute Magier haben dafür einige Techniken an der Hand. Sie wissen, dass Menschen auf der persönlichen Ebene gewonnen und berührt werden wollen. Während Amateurzauberer gleich mit einem Kartentrick einsteigen, beginnt der Profi ein Gespräch. Schüttelt Hände, lernt die Namen der Zuschauer am Tisch auswendig. Betreibt Smalltalk, hört interessiert zu und lässt dann das Gespräch in seine gewünschte Richtung wandern. Zaubern am Tisch ist dabei das Mittel zur Kommunikation. Profizauberer wissen, das Menschen wertgeschätzt, gehört und wahrgenommen werden wollen. Und erst mit einem Publikum das sich wirklich wohlfühlt, kann erfolgreich gezaubert werden.
Magische Interaktion ist etwas Besonderes
Wir brauchen in unserem Leben das Außergewöhnliche. Und wir finden es in der Kunst. Darum lesen wir Romane, sehen Filme oder verlieren uns in Bildern. Wir hören Arien, Gitarrensoli, gehen ins Theater oder spielen Videospiele.
Die Zauberkunst aber, lässt uns unmittelbar am Unmöglichen teilhaben. Dabei hassen und lieben wir als Zuschauer genau diesen Konflikt. Wir wollen wissen wie ein Trick funktioniert, staunen aber auch über die rätselhafte Illusionen. Manchen fällt diese Ambivalenz schwer auszuhalten. Diese Menschen erkennt man daran, dass sie die Zauberkunst als „kindisch“ abtun. Aus ihnen spricht die Angst des Kontrollverlust. Ist dabei nicht eigentlich genau dieses nicht loslassen wollen kindisch?
Das Wunder vom Zaubern am Tisch
Interessant ist dabei, dass gute Zauberkünstler einen vergessen lassen, dass z.B. der Restauranttisch auf den ersten Blick nicht die beste Wahl für eine Showeinlage ist. Ähnlich einem Straßenmusiker, der trotz der widrigen Umstände einer Fußgängerzone die Zuschauer zum tanzen oder sogar mitsingen bewegen kann.
Auch ist das zaubern am Tisch nicht leicht. Stimmt aber die innere Einstellung des Künstlers, können seine Zuschauer Dinge erleben, von denen sie noch lange berichten werden. Den Beweis dafür trete ich seit über acht Jahren in den Restaurants und Bars, sowie auf Firmenveranstaltungen dieser Welt an. Unzählige Male treffe ich auf Stammkunden, die ihre Freunde mitnehmen, um ihnen auch ein mal den Zauberer zu zeigen. Oft wird auch direkt mit dem Handy gefilmt. Es wird versucht, den magischen Moment festzuhalten. Man will sein Erlebnis erben teilen.
Hoffentlich, lieber Leser, kreuzen sich auch irgendwann unsere Wege und ich kann live verzaubern. Das ist mir das Liebste.